starkes Niedrigwasser und glasklar, die Murg im Juni 2015

Trip an die Murg, Tag 1: Zurück zum Start

Zum ersten Juli-Wochenende ging zum dritten Mal an die Murg im Landkreis Freudenstadt, Baden-Württemberg. Ein besonderer Trip, da meine Reise auf ingesamt vier Tage ausgelegt war und ich zudem meine Fliegenfischer-Freunde Bernard und Fabrice aus Frankreich wiedersehen konnte, zwei ausgebuffte Fliegenfischer mit vielen Jahren Erfahrung im Umgang mit der Fliege. Ich habe die Beiden während meinem ersten Murg-Trip kennengelernt, wir hielten Kontakt zueinander und koordinierten in den letzten Wochen unser erstes Wiedersehen im Schwarzwald.

Die Murg ist ein typischer Mittelgebirgsfluss mit einem sehr abwechslungsreichen Verlauf in der zu befischenden Strecke, die sich von Baiersbronn bis nach Schönmünzach durch das Murgtal schlängelt. Ich habe diesen Fluss ingesamt dreimal befischt und stieß immer auf andere witterungsbedingte Gegebenheiten. Während dem vorletzten Trip Anfang Mai regnete es ununterbrochen, die Murg zeigte sich als reissender Strom mit einem Pegel von 1.40 Meter über normal. Absolut gefährlich zu bewaten, Sichtweite gleich Null dank einer rötlichen Einfärbung, verursacht durch die angrenzenden, stark Wasser führenden Nebenbäche. Diese Bäche schwemmen bei starkem Regenfall Sedimente aus moorigem, saurem Unterboden des Schwarzwalds ein, der dem Wasser die rote Farbe verleiht und den PH-Wert der Murg nach unten fallen lässt, was letztlich die Fische verstimmt. Trotz dieser Umstände und dem steten Bindfadenregen fing ich im Mai einige Bachforellen und eine Äsche, harte Arbeit. Letztes Wochenende jedoch zeigte sich die Murg als das genaue Gegenteil: Nach einer langen Trockenperiode führte der Fluss Niedrigwasser, war extrem klar und an einigen Stellen fast ohne Strömung. Zu Beginn dachte ich noch, dies könnte ja ein Vorteil sein, schon aufgrund der phantastischen Sicht. Schon nach kurzer Zeit am Wasser zeigte sich aber, dass die Forellen es uns nicht leicht machen würden.

Als Fan der Trockenfliegen-Fischerei ging es kurz nach Check-In mit einer angeknüpften Sedge direkt hinter das Hotel, um gemeinsam mit Bernard die ersten Würfe machen. Hier konnte ich gleich erleben, was es bedeutet geduldig zu warten und in aller Ruhe das Wasser zu beobachten. Ein Vorgehensweise, die jeder Fliegenfischer kennt, die als Tipp No 1 in allen Ratgebern angepriesen wird und die ich allzu oft gerne aus reiner Ungeduld vernachlässige. Während ich normalerweise nach einer oder zwei knappen Minuten des Beobachtens anfange zu fischen, lassen sich meine französischen Freunde hier ausgiebig Zeit. Wir saßen bestimmt 10-15 Minuten im Schatten des Hotels, beobachteten den Fluss und tatsächlich: Lange bevor sich die erste künstliche Fliege auf das Wasser setzte, haben wir an die vier, fünf Fische ausgemacht, die verteilt im Umkreis von ca 10 Metern hin und wieder aktiv wurden und ein klares, abgestecktes Territorium zeigten. Ein absoluter Vorteil zu wissen, in welcher Entfernung wo eine Forelle steht – und Spaß machte es auch, zu zweit an der Taktik zu feilen, zu diskutieren welche Forelle wie angeworfen werden könnte um nicht auch noch die zwei dahinterstehenden Fische zu verschrecken. Leider haben wir direkt hinter dem Hotel keine Forelle überzeugen können, die Fario dort ist einfach zu geschult im Umgang mit fischenden Personen in Sichtweite. Auch der niedrige Pegel und die Klarheit des Wassers unterstützten die Vorsicht der Fische. Sichtbare Schnur auf dem Wasser und die Präsenz am Ufer hatte bei anwesenden Forellen sofort Ignoranz des Fliegenmusters oder sogar die Flucht zur Folge. Nach wenigen Würfen tendierte die wahrnehmbare Aktivität im Wasser jedenfalls gegen Null.

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Ich entschied, mich flussaufwärts zu bewegen und fischte noch eine Strömungsrinne ab, die mir auf Nymphe innerhalb kurzer Zeit drei Forellen bescherte. Danach wurde es zunehmend schwieriger…ich lief meine „Beginner“-Strecke ab und war noch gute drei Stunden unterwegs. Drei Forellen konnte ich noch fangen, davon zwei auf Trockene, jedoch zeigte sich überall ein recht ähnliches Bild. Kämpfte man sich durchs Unterholz bis zur Murg vor, sah man am Ufer schon pfeilschnell die ersten Fische verschwinden. War das Wasser ruhig und glatt, konnte schon eine kleine Welle konträr zur Strömung die Fische derart verunsichern, dass man außer wegzischenden Schatten nichts mehr von ihnen sah. Ich kenne das von kleinen Gewässern wie dem Simmernbach im Hunsrück, wo absolute Indianerfischerei gefordert ist und man fast auf allen Vieren zum Wasser kriechen muss, um nicht entdeckt zu werden. An der Murg habe ich so ein Verhalten der Fische aber bisher noch nicht erlebt. Die stechende Hitze machte die konzentriert-zurückhaltende Fortbewegung nicht angenehmer. Wieder zurück bei Bernard, beendeten wir den ersten Tag am Wasser und ließen den Abend bei ein paar frischen Hefeweizen ausklingen.

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