Dorfbrücke in Altengronau

Reflexion im Spessart

Ein letztes Mal für diese Saison ging es heute mit der kurzen #3er Bachrute an die Sinn und die Schmale Sinn in den Spessart. Zwei kurze Strecken stehen hier dem schleich- und kletterfreudigen Fliegenfischer zur Verfügung, um vor allem den gut gepflegten Äschenbestand zu bestaunen. Sonntags um kurz nach fünf aufzustehen ist zwar nicht jedermanns Sache, mein Angelkollege Stephen und ich waren aber so verrückt und entsprechend früh in Richtung Spessart unterwegs. Die Sinn ist für uns kein Neuland, bereits im April verbrachten wir hier einen wirklich abwechslungsreichen Tag und waren von der damaligen Aktivität der Äschen und Bachforellen doch recht angetan.

Der Start ließ auch diesmal wieder auf solch ein Erlebnis hoffen, ich schlich am Anfang der Strecke nach Sichtung einer guten Forelle quasi in Zeitlupe in die Sinn, ein paar Meter flussabwärts des Standplatzes um so gut es eben geht für den Fisch unsichtbar zu bleiben. Die Sinn gestaltete sich hier leicht schlammig, kaum steinig und hatte trotz niedrigem Wasserstand eine dezente Trübung. Da auch die Strömung sehr zurückhaltend war, entschied ich mich für eine unbeschwerte Pheasant Tail Nymphe und konnte tatsächlich nach zwei, drei Würfen eine kleine Äsche fangen. Äschen sind wirklich wunderschöne Tiere, die Prinzessin unter den heimischen Flussfischen. Ruckzuck abgehakt, war sie wieder in ihrem Element. Fünf Minuten später und 50 Meter weiter flussaufwärts war dann gezieltes Fischen angesagt. Ein Fisch stieg innerhalb weniger Minuten sicher dreimal nach Insekten auf der Wasseroberfläche, ich tauschte die Nymphe gegen eine trockene Pheasant Tail aus.

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Vermutlich ist es egal, aber mein Griff zur vielleicht passenden Trockenfliege orientiert sich nicht nur anhand klassischer Merkmale des Musters – also Farbe, Form, Imitationstyp, Größe – sondern auch anhand des Zustands. Ich tendiere meist zu den Mustern, die schon etwas abgekaut und verloren aussehen. Sicher weil diese Fliegen bereits einen Fisch überzeugen konnten. Aber noch bilde ich mir ein, dass diese Second Hand Fliegen auch für den Fisch eher nach einem leckeren Happen bzw. echten Insekt aussehen als die Versionen, die noch nie auf dem Wasser schwammen. Mit der angeknüpften trockenen Pheasant Tail erwischte ich mit einem der ersten Würfe eine recht gute Strömungsline, auf der gut sichtbar das zerfledderte Muster dahin dümpelte und sich gemächlich Richtung Standplatz des Aufsteigers zubewegte. Eine Äsche, diesmal ein ordentliches Stückchen größer als die Vorherige, nahm die Fliege ohne zu Zögern. Es folgte eine kleine Bachforelle nur drei Meter weiter flussaufwärts. So schnell war ich bisher noch nie so erfolgreich, wow. Mit dem Glauben an die richtige Musterwahl für die Sinn und den Erfolgserlebnissen der ersten halben Stunde verliess ich die Strecke und machte mich auf die Suche nach meinem Kumpel.

Der Rest ist Geschichte. Warum auch immer, aber ich fing bis 13 Uhr keinen einzigen Fisch mehr. Die befischbaren Strecken hielten sich zwar im direkten Vergleich zum April-Trip in Grenzen: Ein sehr intensiver Pflanzenbewuchs am Ufer, viel Kraut im doch sehr niedrigem Wasser und über weite Strecken eingezäunte Areale erschwerten die Fischerei erheblich, aber trotz der wenigen Möglichkeiten am Wasser hatte ich sicher noch eine Stunde Nettozeit mit fischen verbracht. Vielleicht lag es auch an der schon sehr fortgeschritten Saison, wenig Aktivität im Wasser könnte auch ein Zeichen von wenig vorhandenem Fisch sein, trotzdessen muss ich hier mal tiefer schauen und mein Verhalten in der zweiten Hälfte des Trips ergründen.

Ich tippe auf die mangelnde Konzentration. Gerade nach einer erfolgreichen Phase am Wasser falle ich oft in eine Art Fahrigkeit und denke weniger aus der Perspektive des Fisches. Auch während dem gemeinschaftlichen nebeneinander her fischen (in der zweiten Hälfte des Trips waren wir nicht wirklich weit voneinander entfernt) fällt es mir tatsächlich schwerer mich auf meine Fischerei zu konzentrieren, als zu den Zeiten, in denen ich alleine im Fluß stehe. Zu schnell hinterfrage ich meine Musterwahl, probiere dies und jenes und werde damit sicher sichtbarer für den Fisch, nachlässiger in meiner Technik und unsicherer in meiner Präsentation. Das bedeutet nicht, dass ich allein losziehen will – Hallo Stephen! Gegrüßt seist du an dieser Stelle, es macht riesig Spaß mit dir zu fischen. ;-) – aber ich glaube so langsam ich gehöre zu dem Schlag Fliegenfischer, der für die Entwicklung eines erfolgreichen Stils absolut nach innen schauen muss.

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