Am Bug der Atlantikfähre Norröna

Reise zu den Faröer Inseln, Teil 1: Die Überfahren mit der Norröna

Die MS Norröna schippert einmal die Woche von Dänemark nach Iceland und zurück. Zwischenstation ist jeweils Torshavn, der Hauptstadt der Faröer Inseln und der Heimathafen der Fähre. Für die Überfahrt von Hirtshals nach Torshavn benötigt die Norröna immerhin 38 Stunden.

Ausstattungstechnisch ist die Norröna eher ein kleines Kreuzfahrtschiff als eine Fähre. Natürlich ist sie vollgepackt mit Autos, vor allem Geländewagen, Camper, aufgemotzte Pick-Ups und Reisebusse stehen hier in Reih und Glied. Verlässt man aber die Autodecks, finden sich auf vier bis fünf Decks alle Annehmlichkeiten eines klassischen Touri-Kreuzers. Eine Vielzahl an Restaurants findet man hier, Cafes, Bars, Räume zum verzocken der ersten oder letzten Kronen in den Taschen, ein Kino, Schwimmbad, Sauna, Fitnessräume, Duty Free Shops und den ganzen Krempel drumherum, den man braucht um ein paar Stunden mit einem Schiff über den Atlantik zu schippern.

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Manchmal reicht aber auch ein Deckchair mit Blick auf den Atlantik und ein paar Bier, um die Überfahrt zu genießen. Wobei ich mich hier mal schön in Zurückhaltung üben muss, denn mein gebuchtes Luxuspaket bestehend aus vorgebuchten Frühstück, Lunch, Dinner und einer einigermassen komfortablen Einzelkabine mit Blick aufs Meer ist für viele Reisende nicht unbedingt der Standard. Unter den Autodecks finden sich ebenso offene 9-er Kabinen mit Dusche auf dem Gang, einige Reisende schienen sogar auf solch eine Unterkunft verzichtet zu haben und schliefen gleich oben auf Deck. Ich war jedenfalls echt dankbar für meine Einzelkabine und genoss es, mir immer schön Lachs und Garnelen auf den Teller zu legen und mit einer Auswahl an Muscheln, Salaten, Käse & Co zu garnieren.

20150830-viking-dinnerDie Verpflegung war recht abwechslungsreich und reichhaltig, auf der Rückfahrt wurde ich eines Abends vom „Viking Dinner“ angenehm überrascht. Wirklich viele Sorten Krebsgetier, Meeresfrüchten, Fisch in allen Variationen und Fleisch auf „Vikingerart“ standen hier zur Auswahl und wurden vom Personal im Vikinger-Style angerichtet. Auch wenn das alltägliche Dinner vor allem von Rentnergruppen besiedelt wurde und die Schlangen am Buffet entsprechend lang waren und alleine Essen auch nur halb so lecker ist, ich mochte es.

Das Viking Dinner wird immer Freitags angeboten, falls ich nochmal mit der Norröna fahre werde ich mir diesen Tag auf alle Fälle in meine Reiseplanung einbauen. Wer weiss, vielleicht geht es ja mal mit einem Reisepartner nach Iceland. Neben der ganzen Fresserei an Bord verbrachte ich den Großteil meiner Zeit auf dem Oberdeck in einem der Deckchairs, lies meine Gedanken schweifen, las, trank Bier. Wolken, Atlantik, Schiff, sonst nichts.

Gleich am ersten Tag lernte ich ein paar liebe Menschen kennen, die leider alle Richtung Iceland unterwegs waren. Wir verbrachten immer mal wieder Zeit zusammen, vor allem Abends in der Sky Bar der Norröna, direkt auf dem Oberdeck. Man kommt hier schnell ins Gespräch, aufgrund der kurzen gemeinsamen Zeit wird der klassische Smalltalk sofort über Bord geworfen und man kommt gleich auf den Punkt. Liebe Grüße an der Stelle an Sonja aus dem Norden, ich halte hin und wieder Ausschau nach deinen Nordlicht-Photografien! Bier, Lakritz- und Eukalyptus-Schnäpse machten die Runde, Geschichten von was-machst-du-so trugen durch den Abend. Ein traurig dreinblickender Färinger gesellte sich zu uns, erzählte vom bevorstehenden Besuch bei seinen Eltern auf einer der nördlichen Inseln. Aufgrund der leichten Verständigungsprobleme blieb es für mich aber unklar, ob er traurig ist da er sein Elternhaus besucht oder sein jetziges Zuhause in Dänemark verlassen hat. Ich glaube, er wusste es selbst nicht genau.

Folgende Impressionen entstanden auf der Hinfahrt zu den Faröern, die Norröna fuhr an den Shetlands vorbei. Nach einem Tag auf See ist „Land in Sicht“ einfach schon was Besonderes.

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Ein Highlight war der nächtliche Gang zum Bug des Schiffes – während tagsüber die Passagiere hier ihre Spaziergänge machten, an der Reling lehnten oder einfach nur auf dem harten Boden lagen und schliefen, verirrte sich nachts kaum mehr eine Menschenseele dort hin. Es huschte höchstens mal eine vermummte Gestalt auf dem spärlich beleuchteten Deck vorüber. Jedenfalls liebte ich es nach den geselligen Runden in der Sky Lounge, dem Bug noch einmal einen Besuch abzustatten anstatt direkt in die Koje zu fallen. Der schwarze Nordatlantik umgab mich da oben völlig, meine Existenz reduzierte sich auf ein absolutes Minimum während der Wind mir die salzige Gischt um die Ohren blies und mein Blick sich im endlosen tiefen Schwarz verlor. Sehr tolles Erlebnis, ich hatte Gefallen gefunden an der Überfahrt. Auch schlief ich selten so gut in fremden Betten wie auf der Norröna. Wow, was für ein Gefühl, umhüllt von den Wogen des Nordatlantik in den Schlaf gewogen zu werden.

Am Ende der Hinfahrt mit der Norröna nahm meine Reise doch eine unerwartete Wendung und damit auch mein kleiner Reisebericht. Eigentlich hatte ich vor, chronologisch meinen Weg auf den Faröern festzuhalten, diese und jene Gewässer zu beschreiben und meine Angelmethoden etwas zu beleuchten. Die Erfahrungen, die ich auf den Faröern machte, unterschieden sich jedoch gänzlich von meinen Erwartungen und die Fischerei spielte tatsächlich nur am Rande meines Urlaubs eine Rolle.

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