Saisonende im Schwarzwald

Da die Bachforellen in meinem Lieblingsflüsschen von Oktober bis Ende Februar Schonzeit haben und die Murg in dieser Zeit nicht befischt werden darf, wollte ich nach meinem Trip zu den Faröer Inseln die Gelegenheit nutzen und noch einmal in einer schönen Fliegenfischer-Strecke die Fliege treiben lassen. Diesmal kam mein Kumpel Stephen mit, für ihn der erste Ausflug zur Murg. Wir gingen es gemütlich an und buchten uns für nur einen Tag in einer kleinen Pension ein, um den Samstag durchzufischen und am Folgetag in aller Ruhe wieder abzureisen.

Wie immer fing es vielversprechend an. Die Murg empfing uns mit glasklarem Wasser, leider mit ähnlichem Niedrigwasser wie während meines letzten Besuchs im Hochsommer. Wir stiegen gegen neun Uhr bei Schwarzenberg ins Wasser, Stephen war sofort bei der Sache und legte los. Ich erinnerte mich nur zu gut an einen wunderschönen Fisch, den ich an meinem letzten Tag im Sommer gut eine halbe Stunde beobachtete, ihn aber tatsächlich nicht anwarf, da damals die Chancen aufgrund der Wettersituation und der allgemeinen Schreckhaftigkeit der Fische nicht gut standen. Sollte er noch da sein? Ich stiefelte ein paar Minuten über Wiesen und durch dichten Baumbewuchs, stand ungefähr am Unterstand der Forelle und tatsächlich: Schon nach ein paar Sekunden sah ich am gegenüberliegenden Ufer exakt an der zu erwartenden Stelle einen Fisch steigen. Fühlte sich gut an, dass der alte Bekannte wohl immer noch dort stand. Kein leicht anzuwerfender Unterstand, die Kombi aus herausragenden Steinen im Wasser und einem dicken Ast der tief und weit über das Ufer ragte, lies die Stelle durchaus anspruchsvoll werden. Die Forelle steht da halt nicht umsonst, scheint ein gut geschütztes Plätzchen zu sein. Ich knotete eine Rehhaar-Sedge ans Band, machte ein paar Leerwürfe und warf erstmal in die entgegengesetzte Richtung, um ins Wurf-Feeling reinzukommen. Wie ich ja mittlerweile gelernt habe, ist ein falscher Wurf, eine ein bisschen zu heftig auf dem Wasser aufgesetzte Leine oder eine lieblos und unecht treibende Fliege sofort ein K.O.-Kriterium für den misstrauischen Fisch. Ich kam jedenfalls recht gut ins Wurfgefühl rein, platzierte die Fliege gleich nach den ersten Trockenwürfen recht präzise am Standplatz der Forelle und, ach wie schön, sie saugte die Sedge sofort genüsslich von der Wasseroberfläche. Was ein Start.

Im Drill war sie eher verhalten, so dass ich erst davon ausging doch eine Kleinere überlistet zu haben. Nach kurzer Zeit hatte ich sie dann aber bei mir und ich konnte mir sicher sein: Das war tatsächlich der Fisch, den ich im Sommer so lange beobachtete. Damals schwomm sie alle paar Minuten gemächlich von ihrem Standplatz ein paar Meter stromabwärts, um dann wieder langsam in ihrem Unterstand zu verschwinden. Umgeben war sie dabei von sicher 5-6 kleineren Fischen, die im Sommer ihren Teil dazu beitrugen, dass ich es gar nicht erst probierte sie anzuwerfen. Jedenfalls stach sie allein durch ihre Optik aus dem „Schwarm“ heraus, ihr Körper schimmerte in einem vollen Goldton unter Wasser. Hier ist sie nun, ein wunderschöner Fisch.

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Auffallend war ihr doch recht dünner Körper im Vergleich zu ihrem Kopf und ihrer Größe. Sie war eindeutig unterernährt und/oder hatte zuviel Stress durch das permanente Niedrigwasser. Ich gehe mal stark davon aus, dass die Murg seit dem Hochsommer nicht die Zeit hatte, sich von der starken Hitze und dem fehlenden Niederschlag zu erholen. Vor ein paar Wochen war die Murg für ein paar Tage für die Fischerei gesperrt, vielleicht aus genau diesen Gründen.

An dieser Stelle kann ich meinen Bericht schon fast abbrechen, denn die nächsten Stunden verliefen ohne weitere nennenswerte Erlebnisse. Auch mein Kumpel Stephen tat sich sehr schwer, es waren wirklich nur sehr wenige bis gar keine Fische zu sehen, Aktivität gleich null. Wir fuhren ein paar Spots an, ich klapperte erfolgsversprechende Stellen ab, an denen eigentlich ein Fisch hätte stehen müssen, aber Fehlanzeige. Die Murg fühlte sich irgendwie leer an. Wir trafen noch zwei weitere Fliegenfischer die Ähnliches erlebten, fischten bis ca 17 Uhr und brachen dann nach sicher acht Kilometer Fußmärschen unseren ersten gemeinsamen Angeltrip an die Murg vorzeitig ab. Wirklich schade, aber die Kombi aus heißem Sommer, sehr wenig Niederschlag und vermutlich einem hohen Befischungsdruck hat der Murg mit ihren Bewohnern in meinen Augen nicht so gut getan. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, hätte der zuständige Verein den Fluss gar nicht erst wieder freigegeben. Ein Saisonende an der Murg, dass der Stattlichkeit dieses tollen Gewässers leider nicht ganz entspricht.

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