Klein aber fein…

Zumindest abschnittsweise entpuppt sich so die Kyll bei Hillesheim. Ich war schon zwei Jahre nicht mehr an dem Fluß, und die letzten Male auch immer flußabwärts von Gerolstein. Um einmal eine andere Kyll zu entdecken ging es letzte Woche mal in eine andere Ecke. Ländlicher als um Gerolstein herum ist es allemal, zumindest das Örtchen Dohm um das die Kyll sich windet und das als Startpunkt der Tagestour diente. Jeweils knappe 2km von Dohm entfernt befinden sich Start und Ende der Gastkarten-Strecke, die man für 20 EUR an der Tankstelle in Hillesheim erwerben kann. Vorreservieren ist jedoch Pflicht, da die Scheinausgabe pro Tag in der Anzahl ausgegebener Karten begrenzt ist.

Los ging es also, nach ca 20-30 Minuten Fußmarsch vom Parkplatz entfernt stieg ich in die Kyll. Schmaler ist sie hier und nicht ganz so turbolent wie gefühlte 20km weiter flussabwärts, auch an den meisten Stellen nicht sonderlich tief sondern eher ein breiterer Bach zum Barfuss durchqueren, aber nach ersten Orientierungen im Wasser hatte ich schon nach ca 20 Minuten meinen ersten Kontakt auf Nymphe. Zwar komplett verzockt, aber immerhin gab mir die Rückmeldung dass Fische da sind schonmal ein gutes Gefühl. Zum Fluß: die Kyll ist wirklich im gesamten Streckenverlauf nicht breit und an beiden Uferseiten ziemlich natürlich umwuchert. Bäume, Sträucher, riesige Brennnesselfelder…ein Flußlauf wie aus dem Lehrbuch. Dort ist wirklich noch 100% Natur drumherum, an vielen Stellen ist weder Ein- noch Ausstieg möglich, auch weil die Natur direkt dahinter für viele viele Meter nicht zu durchqueren ist. So mag ich die Gegebenheiten eines Flußbetts auf jeden Fall. Und Carlos hätte es diesmal auch gefallen, wäre er dabei gewesen. Es gehört jedenfalls sehr zu einer Tour an diesen Kyll-Abschnitt dazu, dass man sich mit über Kopf gehaltender Rute durch die Vegetation schlägt.

Am Wasser einmal angekommen, orientiert der Wurf sich meist, schon wegen den grünen Wucherungen hinter und über einen, aber vor allem weil die Breite es kaum zulässt, parallel zur Fließrichtung. Mit anderen Worten immer über mit oder gegen den Strom. Da die Fische aber weniger schreckhaft sind als beispielsweise an der Murg, scheint eine über den Fisch geworfene Leine nicht ganz so problematisch zu sein. Und trotz der meist sehr flacher Passagen entdeckt man beim durchwaten des Flüsschens hier und da ganz passable Stellen, in denen Forellen stehen müssten. Meist sind das Gumpen nach einer Kurve, unterspülte Bereiche die ein umgeworfener Baum erzeugt, natürliche Wehre durch Totholz und dergleichen..und ich muss sagen, in all diesen Stellen die nach Fisch riechen, hab ich auch gute Forellen gefangen. Alle auf Nymphe, aber dazu später mehr. Und schon lustig dass an so einem unscheinbaren schmalen Flußlauf dann plötzlich eine gute Forelle an der Leine hängt. Ich habe Abschnitte gefunden, da schienen sich die Fische unter Wasser zu stapeln. Sieht man von der vielen Wanderei einmal ab – weil hin und wieder ist der einsehbare Abschnitt der sich vor einem eröffnet über viele Meter einfach uninteressant und es empfiehlt sich ein paar hundert Meter weiter sein Glück zu probieren – so hat mir die Kyll eine wirklich schöne Indianerfischerei beschwert. Und interessante Stellen gibt es auf den vier Kilometern schon einige…an eine kann ich mich sehr gut erinnern.

Die Kyll, dort kaum 2,5 Meter breit, war nicht mehr zu durchwaten, da sie sich, direkt nach einem sehr scharfen Kurvenverlauf unter weit überhängenen Büschen hindurch, in den Boden fraß und dort einen richtig schönen tiefen Gumpen hinterlassen hat. Schwer zu befischen weil nicht ohne Weiteres anwerfbar, war es zu 100% klar dass hier mindestens eine gute Forelle stehen musste. Und mit ein bisschen Verrenkungen und einer durchnässten Hüfttasche hab ich es auch nach ein paar Würfen geschafft, die Nymphe einigermaßen ordentlich an den Rand des Hauptnährstroms zu platzieren. Das Tolle: Nach wirklich einigen mißglückten Würfen folgte der Biss auf eine gut platzierte Fliege fast garantiert, so auch an diesem verruchten Eckchen. Zwar kein Riese, aber immerhin. Ich muss sagen, das machte wirklich Spaß.

Gegen Ende begannen die Forellen dann zu steigen, gerade als ich einpacken wollte. Eine offensichtlich ganz gute Forelle stieg nur ca 10 Meter flußaufwärts von mir entfernt – schnell noch mal eine Trockene angeknüpft, angeworfen, sofort wurde meine (gelernt von der Murg) unscheinbare kleine graue Eintagsfliege wütend attackiert. Aber ohne die Fliege auch nur im entferntesten berührt zu haben, der Fisch war jedenfalls nicht an der Leine. Und dann folgte, nach einem guten wenn auch kurzen Flyfishingtag – ca 30 Minuten Frust. Ich erlebte zwar drei, vier Attacken, aber meist hab ich es einfach nicht mehr auf die Reihe bekommen meine Fliege gut und sauber zu präsentieren. Da flog dann plötzlich mal die Leine knallhart auf die interessante Stelle, die Fliege landete hinter der Wurfschnur oder im Strauch über dem Fisch, rumgezerre mit dem Busch, Abrisse, selbst ein neues konisches Vorfach zeigte keine Besserung der Wurfqualität. Und wieder kam ich damit an einen Punkt, den ich auch schon im Schwarzwald erlebte. Ich denke ich probiere vor einem neuen Wurfkurs der eventuell eingeschlichene Wurffehler sichtbar macht erstmal eine neue Flugschnur. Weil eigentlich lief es den ganzen Tag ja durchaus gut und wurftechnisch keinesfalls frustrierend. Wie schon geschrieben stehe ich vor einem Rätsel, aber an diesem Frustgefühl möchte ich unbedingt arbeiten, sprich es auflösen.

Mein Fazit also zum Tripp und zur Strecke: Die Kyll bei Hillesheim ist interessant, beherbergt auch sicherlich größere Farios, streckenweise ist sie jedoch zu flach zum fischen und meistens nix für Anfänger. Die Vegetation und der Flußlauf stellen manchmal recht hohe Anforderungen an die Präsentation, eigentlich kommt man nie in die Verlegenheit mal viele Meter Flugschnur frei zu werfen. Macht aber auch nix, dafür hat dieser Abschnitt eben seinen eigenen Charakter, ruhig und verträumt fließt die Kyll hier durch die wunderschöne Landschaft der Vulkaneifel. Und was die Sache mit meinem Wurffehler angeht, so habe ich ihn zumindest schonmal erkannt. ;-) Das ist ja doch ein guter Anfang um damit umzugehen.

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