FIschen im Hochwasser

Regen, Regen, Regen

Mein erster Trip an die Murg dieses Jahr ist rum. Ich konnte es nicht lassen und habe den ersten Mai genutzt, um über das Wochenende an die Murg zu fahren. Damit Hannah mitkommt und ein wenig Gesellschaft hat, war noch eine Freundin von ihr mitsamt ihren Hund dabei. Die Mädels waren den ganzen Tag im Schwarzwald unterwegs, während ich fischen ging. Unsere Ferienwohnung war in Schönmünzach am Startpunkt der Zone 1, ich konnte vom Balkon sozusagen direkt auf die ersten Meter der 18km Strecke schauen und hatte entsprechend am Donnerstag Abend nach Anreise gegen 22 Uhr Vorfreude! Die Scheine für zwei Tage fischen lagen auch schon bereit, hat die Baiersbronn Touristik für mich organisiert. So konnte ich gleich am nächsten Morgen loslegen. Einzig das Wetter machte mir einen Strich durch die Rechnung – war es die letzten Wochen trocken, so fing es am Tag der Anreise Abends an zu regnen und hörte nicht mehr auf. Nur mal zur Anschauung eine Grafik des Pegels, der untere Scheitelpunkt des Graphen markiert etwa meine Ankunft.

der Pegel der MurgDie Zeit vor dem Trip hatte ich schon Sorge, dass der Pegel – der sich über zwei Wochen im Vorfeld recht konstant gehalten hat – an diesem Wochenende ansteigen würde. Ich bin am Freitag morgen direkt um 6:30 Uhr in das noch einigermaßen normale Wasser und konnte innerhalb von zwei Stunden auch gleich meine ersten zwei kleinen Bachforellen landen, ein Erfolgserlebnis gleich zu Beginn der Fischerei. Da dachte ich noch, das mit dem Regen wird kein Problem. Nach dem Frühstück ging es dann jedoch echt schnell hoch mit dem Pegel, ich hab die Strecke von Schönmünzach bis Schwarzenberg, Hotel Löwen erfolglos versucht abzufischen. Es waren noch wirklich viele Fliegenfischer unterwegs dort, trotz Dauerregen und zunehmend reissender Strömung war ich nicht der Einzige mit der Idee bei dem Wetter fischen zu gehen. Waten wurde richtig gefährlich, ich hab wirklich gemerkt, dass stündlich der Fluss mehr an mir reisst und es entsprechend mehr Kraft bedarf, nicht umzufallen. Gegen Nachmittag war ich dann am Hotel Löwen in Schwarzenberg, ein Örtchen weiter flussaufwärts, und wollte nur noch mal die Stelle sehen, an der ich meine erste Äsche bzw. ersten Fisch überhaupt auf Fliege gefangen habe. Relativ entkräftet hockte ich mich ca 500m flussaufwärts vom Hotel ans Ufer. Das Wasser war trotz starker Strömung und Regen noch relativ klar, ich warf recht unmotiviert meine Nymphe ins Wasser, sitzend, und rauchte erstmal eine Kippe. Mittels Rollwurf habe ich die Nymphe vor mir im Wasser spielen lassen, dann gab es plötzlich eine starke Attacke auf meinen Bissanzeiger. Nochmal die Nymphe flussaufwärts, treiben lassen über der heissen Stelle – und wieder gab es eine Attacke auf den Bissanzeiger. Da war sie wieder, die Konzentration. Experimentellerweise erstmal eine Trockene aufgeknüpft, eine Daddy Long Leg. Tatsächlich attackierten zwei Fische an dieser Stelle die Fliege, höchstens 4-5 Meter von mir entfernt. Ich konnte die Fische kurz vor der Attacke sehen. Wahnsinn, so in der Strömung und bei dem Regen. Jedenfalls bekam ich die Forellen einfach nicht an die Fliegen. Ich hab die Stelle eine Stunde behakt, alles ausprobiert was ich im Programm hatte…CDC Fliegen, Red Tag, Rehhaar-Sedge, Patridge Mayfly…bestimmt 6-7 Muster, wild durcheinander probiert. Und das Spiel war immer gleich. Vier bis fünf Attacken auf ein Muster, danach war der Spuk vorbei. Nach Wechsel der Fliege gab es wieder Attacken, jedoch haben sich die Fische nach ein paar Attacken irgendwie auf das Muster eingeschossen und es letztlich nach ein paar Präsentationen ignoriert. Ich hab sogar Attacken auf eine von hinten angeschlitterte und über der heissen Stelle stillstehende Sedge bekommen, denen war die unnatürliche Präsentation wirklich egal. Hätte kein eingefleischter Engländer sehen dürfen, meine Art mit der Fliege zu fischen. Es war zum verzweifeln, ich habe es nicht geschafft. Einmal hatte ich eine Forelle am Band, die sich aber nach wenigen Sekunden befreite. Ich musste aufgeben. Danach bin ich ca eine Stunde in die Ferienwohnung zurückgelaufen und ins Koma gefallen.

Am nächsten Tag war der Regen vorbei, der Pegel aber erstmal noch sehr hoch. Und das Wasser war rot. Diese Trübung ging nicht mehr weg. Ich startete etwa gegen 11 Uhr an der Stelle, die ich am Vortag eine Stunde erfolglos befischt hatte. Keinerlei Reaktion mehr. Vermutlich auch wegen der Trübung, trotz Regen war die Murg am Vortag noch klar. Die ersten Stunden war es eher eine Qual dank der Strömung und der Trübung, bin einmal fast abgesoffen da ich durch eine schnellfliessende Strömung vor einem Wehr ans andere Ufer wollte. Dann fand ich jedoch am Anfang der Zone 7 eine ruhig fliessende Passage, sehr breit und recht flach mit viel Vegetation im Wasser. Hier blieb ich und konnte erst eine kleine Baby-Äsche und eine kleine Bachforelle jeweils auf Nymphe fangen, um dann noch für die harten Stunden am Wasser belohnt zu werden. Gegen 18 Uhr biss dann eine ältere Forelle, es war ein tolles Erlebnis! Ich hatte bestimmt 15-20 Meter Schnur draussen, als sie die Nymphe nahm. Sofort war klar, dass da ein anderes Kaliber am Haken hängt als die vier kleinen Fische zuvor. Sie ist gesprungen, geflüchtet, hat echt Radau gemacht, aber ich konnte sie landen – zwischendurch hab ich sie schon ausschlitzen sehen. Ein wunderschönes Tier. Ich muss sagen, dass ist meine grösste Forelle bisher an einem natürlichen Bach auf Fliege, dieses Tier hat diesen mühseligen und nassen Trip zu einem wahren Erlebnis werden lassen. Tatsächlich zitterten mir etwas die Knie, als ich sie sicher im Kescher hatte! Und wenn es am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören. ;Das war mein Murg-Trip über den ersten Mai, ich hoffe ich komme da bald wieder hin.

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