Beeindruckende Murg

Trip an die Murg, Tag 3: Neue Strecken entdecken

Der vorletzte Tag: Am Morgen zeigten mir Bernard und Fabrice noch eine Stelle, die auch sehr vielversprechend aussah. Schön im Schatten gelegen, stiegen tatsächlich innerhalb von wenigen Minuten sicher 5-6 Fische über den einsehbaren Streckenverlauf der Murg, der links- und rechtsseitig von Bäumen gesäumt wurde. Wir teilten uns auf, nach wenigen Minuten Fußmarsch musste ich ins Wasser, da das Ende der Strecke in einem Wehr mündete und auch von meiner Seite aus nicht vom Ufer zu befischen war. Bei solch klaren Sichtverhältnissen wie an diesem Wochenende war die Tiefe der Murg schlecht abschätzbar, so stand ich dann bis zum oberen Rand meiner Wathose in tiefem Wasser, einen Meter vom Ufer entfernt, obwohl der glasklar sichtbare Grund gerade mal 50 cm entfernt schien. Von der vorherigen Aktivität der Fische war jedenfalls nichts mehr zu sehen, jede vorauseilende Welle wurde von den Fischen wahrgenommen. Nix zu machen…ich suchte mir ein schattiges Plätzchen an der anderen Uferseite und harrte ein paar Minuten aus. Ein großer Fisch direkt am anderen Ufer platschte laut aufs Wasser. Ich beobachtete die Stelle eine Weile und nach weiteren 2 Aktivitäten des Fisches entschied ich, mein Glück dort gegenüber zu zu probieren. Ich brachte mich zentimeterweise in Wurfweite. Der Fisch stand direkt unter dem Ufer, ein hoch aufragender und abgestorbener Baum markierte sein Revier. Wahrscheinlich war der Wurzelbereich komplett unterspült, tatsächlich nahm der Fisch während meiner Pirsch Richtung sein Revier noch ein-, zweimal Nahrung von der Oberfläche, direkt am Grasrand. Wie so oft bei Stellen, die offenbar von großen Fischen bewohnt werden, sind diese jedoch nicht ganz leicht zu erreichen. Zwischen mir und dem Fisch war einmal die tiefe, wannenartige Rinne, sicherlich 6-7 Meter breit, die ich nicht durchwaten wollte. Das Wasser über dem Revier des Fisches war auch nicht offen, sondern wurde von überhängenden toten Ästen gekrönt. Und die Erfahrung der letzten Tage machte klar, dass ein fehlerhafter Wurf zum Fisch die Chancen zunichte macht. Gedacht getan, ich versuchte die Flugschnur dicht über der Wasseroberfläche zur heißen Stelle zu bringen, meine Sedge verfehlte die Stelle jedoch locker um eineinhalb Meter. In Ruhe abtreiben lassen, zweiter Versuch, ähnliche Platzierung. Erst der dritte oder vierte Wurf platzierte die Fliege dort wo ich sie haben wollte. Sie driftete langsam und ohne Reaktion am Ufer entlang. Vermutlich haben die vorherigen Würfe den Fisch bereits aufmerksam werden lassen, wie schon zuvor stellte dieser Kollege jegliche Aktivität ein. Diese manchmal frustrierenden Erlebnisse formen in gewisser Weise doch die Fliegenfischerei. Es ist meist die Sorte Fisch, an denen man sich die Zähne ausbeisst, die diese Zeit am Wasser unvergessen macht. Eh man sich versieht, bleibt man über eine Stunde an solch einer Stelle. Man harrt aus, beobachtet, fischt verschiedene Muster aus, ein interessanter Fisch kann einen wirklich eine recht lange Zeit beschäftigen. Und wieder wurde es nichts.

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Nachmittags entschloss ich mich wieder, ein bisschen Strecke zu machen und einen noch unbekannten Abschnitt der Murg kennenzulernen. Ich fischte stromabwärts einen Teil der Murg ab, der über weite Teile direkt neben einem Schwarzwalddörfchen floss. Da fühlt man sich schon etwas deplatziert -während die Dorfbewohner am Uferrand an ihren schicken Einfamilienhäusern sitzen und sich ab und an in der Murg abkühlen, steht man da mit Wathose in der prallen Sonne und fischt. Die Murg zeigte sich an diesem Dörfchen ausnahmslos als sehr flache Rieselstrecke ohne Gumpen oder spannende Pools, sie floss in einem steten großen Radius leise plätschernd um das gesamte Dorf herum. Ich fing eine kleine Forelle auf Trockenfliege und hab es dann recht zügig aufgegeben, zu heiß war es und zu dünn und monoton das Wasser.

Abends gab es dann eine kurzzeitige Phase der Aktivität. An einer noch nicht befischten Strecke stiegen die Forellen endlich einmal und ich konnte zwei schöne Fische in wenigen Minuten mit der Trockenfliege überzeugen, was letztlich wieder ein Aktivitäten-Stopp im unmittelbaren Umkreis zur Folge hatte. Ich bewegte mich wirklich vorsichtig, streckenweise am Ufer, aber ich konnte einfach nichts gegen diese feinen Antennen der Murg-Fische ausrichten. In der Ferne sprang plötzlich eine gute Forelle vollständig aus dem Wasser, eine vielleicht letzte Möglichkeit doch noch einen guten Fisch zu fangen. Ich schlich mich an und brauchte eine Ewigkeit, die gefühlten 30 Meter ohne Geräusche und Wellenschlag zurückzulegen. Der Fisch meiner Aufmerksamkeit nahm in der Zeit meiner Pirsch zu ihm noch einmal Nahrung von der Wasseroberfläche, war demnach also am fressen und hat mich noch nicht entdeckt, ein gutes Zeichen. Da sich das Tageslicht schon zurückzog, konnte ich, am Revier des Fisches angekommen, visuell nichts mehr unter Wasser ausmachen. Das Wasser an der Stelle war komplett dunkel, der Fisch stand vermutlich unter einem ausladenden Ast voller Blätter, der über das Ufer hing und den ich während meiner Pirsch als Ziel fixierte. Ich richtete meine volle Konzentration auf den ersten Wurf, wohlwissend um das Misstrauen des Fisches, das bei der kleinsten Auffälligkeit sofort geweckt werden würde. Also brachte ich die Rute ganz langsam in Position und warf über kurze Distanz zum Glück sauber und zielgerichtet. Die Fliege landete ca eineinhalb Meter flussaufwärts vor seinem Standplatz mit der Flugschnur quer zur Strömung. Ein perfekter Wurf, das passiert mir noch äußerst selten. Umso größer wurde die innere Spannung, ich hatte noch locker Spielraum für ca zwei Meter natürliche Drift ohne die Flugschnur einmal menden zu müssen. Und tatsächlich, der Fisch nahm die Fliege vehement direkt über der angepeilten Stelle. Mein Anschlag aber ging ins Leere. Ich spürte absolut keinen Widerstand am andern Ende der Leine, der Fisch jedoch schoss zeitgleich wütend und wild schüttelnd senkrecht aus dem Wasser. Diese Forelle hatte meine Schnur ganz sauber durchtrennt, ich war kurz vorm ausflippen. Das war mein Abschluss an diesem letzten Abend meiner Reise, ich machte Feierabend und gesellte mich zu meinen zwei Kollegen, um diesen Trip mit ein paar Weizenbieren zu verabschieden.

Zwar fischte ich am Montag nochmal für ein paar Stunden, aufgrund der Erfahrungen der letzten drei Tage war ich aber äußerst desillusioniert und konnte mich nur noch schwer auf den Fluss und die Forellen konzentrieren. Ich entdeckte noch einen guten Fisch den ich sicher eine halbe Stunde beobachtete, aufgrund seines schwierig zu bewerfenden Standplatzes und dem Mißtrauen der Fische dieser Tage waren mir aber meine reelen Chancen ihn (nicht) ans Band zu bekommen sehr bewusst.

Dieser Trip war zwar nicht so anstrengend wie viele andere Ausflüge ans Wasser, schon aufgrund der Hitze war man gezwungen häufige Pausen einzurichten. Aber eine derartige Scheu und solch ein zurückgenommenes Fressverhalten zu fast jeder Tageszeit hatte ich bis Dato auch noch nicht erlebt. Ich hatte wirklich viele Momente der Frustration, aber auch tolle Fische gesehen und spannende Ecken der Murg neu entdecken können. Auf jeden Fall komme ich wieder zu meinem Lieblingsfluss, denn gesunde und wilde Fische, auch richtig Große, sind hier beheimatet. Nur werde ich das nächste Mal die äußeren Faktoren etwas genauer betrachten und im Vorfeld abwägen, ob die gemeine Murg-Forelle wohl in Beisslaune sein könnte.

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