Erster und letzter Blick auf Torshavn

Reise zu den Faröer Inseln, Teil 2: Endstation Torshavn

Ich kam also auf den Faröer Inseln an und wurde recht schnell mit einer knallharten Eigenschaft der Inseln konfrontiert, die zwar im Vorfeld klar war, sich aber in der Realität doch anders anfühlte, als in meiner Vorstellung. Die Einsamkeit, die Enge und die Kargheit des Landes bekam mir nicht. Fühlte ich bei der Ankunft in Torshavn noch ein Hochgefühl, endlich am Ziel meiner Reise angekommen zu sein, wurde dieses High schnell durch ein Gefühl von Beklemmung und Enge verdrängt. Sicherlich verstärkte die Entscheidung, alleine zu reisen, mein eher negatives Grundgefühl auf den Inseln noch, aber in der Rückschau muss ich mir eingestehen, dass das einfach nicht mein Land ist.

Dramatische Gebirgskulisse

Die Natur zeigt Farbe

Was ein Wetter heute

Schöne Idee, begrünte Dächer!

Auf dem Atlantik fühlte ich mich wohl, ich genoss die Kommunikation mit meinen Mitreisenden und die unendliche Weite des Ozeans, auf den Faröern sah das ganz anders aus. Monotone und schroffe Berghänge, tiefe Schluchten, dunkle Tunnel und einsame Straßen dominierten hier ein Bild, dass in Grün- und Grautönen gehalten für den Einen sicher das Paradies auf Erden, für mich aber eher eine Konfrontation mit bedrückender Enge und Urängsten bedeutete. Ich muss zugeben, dass ich mich nach einer dreiviertel Stunde Fahrt von meiner Bude zu einem Gewässer mit anschließendem Fußmarsch von nochmal 40 Minuten durch die absolute Einsamkeit nicht unbedingt wohl fühlte und ich mich nicht auf die Fischerei konzentrieren konnte. Zu oft stand ich allein am Wasser in dramatischer Natur und umgeben von massiven Feldwänden, wohl wissend das ein falscher Schritt im Nordatlantik dazu führen konnte, dass ich von der Bildfläche verschwinde und mein alter Volvo v40 als einziger stummer Zeuge am Wegesrand verrottet. Ich würde nicht sagen, dass die Faröer Inseln ein gefährliches Land sind, das ist es nicht. Sicher ist die Wahrscheinlichkeit von einem Lavabrocken auf Island im Nirgendwo erschlagen zu werden ungleich höher als in den Tiefen des faröischen Atlantik zu entschwinden, aber trotz dessen bohrte sich diese Vorstellung ab und an in mein Hirn, wenn ich da alleine in einer Bucht im Atlantik stand, kein Mensch weit und breit in Sicht.

Dieses Feeling führte unter anderem dazu, dass aus dem Fishing-Trip eher ein Trip der Selbsterfahrung wurde, eine stete Konfrontation mit meiner selbst und meinen eigens gesetzten Grenzen. Ein Kampf in wirklich vielerlei Hinsicht, auch mit der Natur und der Einsamkeit. Im Allgemeinen komme ich ganz gut mit mir allein zurecht, aber allein sein in der Stadt ist das Eine, allein sein in der Einsamkeit das Andere. Ich bekam zwar für drei Tage Besuch von meinem Kumpel Stephen und erlebte einige schöne Stunden der Fischerei mit ihm (wie schön es doch ist, Erlebnisse und Entscheidungen zu teilen), aber das war es dann auch schon mit Kommunikation. Meine ursprüngliche Vorstellung war: Gemütlicher Schnack abends in der Kneipe um die Ecke. Die Realität: Einsames Bier vor der Bude in einem Land, in dem es weder eine Dorfkneipe noch eine wahrnehmbare Bevölkerung gibt. Wobei das nicht ganz der Realität entspricht. Es gibt schon Kneipen, Restaurants und auch Supermärkte. Allerdings sind diese, zumindest habe ich es in meinen knappen zwei Wochen vor Ort nicht anders ausmachen können, einzig in der Hauptstadt Torshavn vertreten. Die Verpflegung war übrigens ein weiterer Aspekt, der meinem Inselblues gehörig Auftrieb verpasste.

Mein Hauptanlaufpunkt für alle Fragen der Ernährung war eine Tankstelle, kurz vor der nächsten Atlantikbucht, direkt nach einem Tunnel im Grünen gelegen, aus dem grauen Feld gehauen. Ich ernährte mich tatsächlich für fast 10 Tage von dieser Tanke und meiner Reiseverpflegung, die überwiegend aus Pasta, Pesto und Konserven bestand. In der Tankstelle gab es zwar Brot, Butter, Käse und auch ein wenig Obst, letztendlich fehlte aber doch der Komfort eines gut ausgestatteten Supermarkts und meine Bereitschaft, in meinem Urlaub einen vorausschauenden Großeinkauf für 10 Tage in Betracht zu ziehen. Restaurants in den umliegenden Dörfern waren ebenso Fehlanzeige, alles Alltagsleben (wie ich es kenne und als Grundlage auch schätze) spielt sich auf den Inseln in der Hauptstadt ab. Und da ich auf den Faröern jeden Tag um die 150km bis 200km rumfuhr um zu fischen, sank meine Bereitschaft für weitere Fahraktivitäten nach einem Tag am Wasser beträchtlich.

Frühstück à la Eremit

Mein nächstes Feriendomizil, 2,5qm Wohnkomfort

Abgelegener Bergsee auf Vágar

Mit anderen Worten: Ich erkannte, dass ich nicht für ein eremitäres Dasein, noch nicht mal im Urlaub, gemacht bin, mich aber in genau diesem Sein, mit einer Prise Abenteuer und meiner Angelausrüstung, wiederfand. Schlechte Urlaubsvorbereitung, ich wusste definitiv nicht was mich da erwartete und lies mich sicherlich blenden von der schlichten Schönheit dieser Inseln.

Nun hab ich aber genug gejammert, schließlich bin ich nicht als Wrack aus dem Urlaub zurückgekommen sondern erfuhr in gewisser Weise eine Bereicherung. Auch wenn das Land nicht Meines war, die Naturkulisse mich bedrängte anstatt mir ein Gefühl von Freiheit zu vermitteln, so lernte ich mich doch ein wenig besser kennen. Ich weiss jetzt mehr den Je wo ich hingehöre und wie sehr ich eine gepflegte Konversation schätze, habe Grenzen erfahren und erkannt, dass ich nicht für ein sesshaftes Leben in der Einöde gemacht bin. Und auch über meine Vorlieben der Fischerei wurde mir einiges klar, nähere ich mich einmal langsam wieder dem eigentlichen Inhalt dieses Blogs.

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